Steinzeit

B.Päffgen / W.Irlinger
Die Unterteilung der Vorgeschichte in eine Stein-, Bronze- und Eisenzeit geht auf Christian Jürgensen Thomsen zurück, der diese chronologische Einteilung der „nebulösen Vorzeit“ 1836 im Museumsführer des dänischen Nationalmuseums veröffentlichte. Diese wird auch als Dreiperiodensystem bezeichnet. Bis heute wird dieses System stetig verfeinert.
Die Steinzeit beginnt vor etwa 2,4 Millionen Jahren mit den ersten Vertretern der Gattung Homo in Afrika und endet bei uns um etwa 2.200 v. Chr. mit dem Übergang zur frühen Bronzezeit. Die Menschenartigen entwickelten sich vielfältig, manche passten sich im Zuge der Evolution körperlich an veränderte Lebensbedingungen an, andere begannen vermehrt Werkzeuge einzusetzen. Die grazilere Gattung Homo setzte sich durch, andere starben aus. In dieser langen Zeit lernte man Werkzeuge und Waffen aus Stein herzustellen, das Feuer zu bezwingen und mit Kleidung trotzte man der Umwelt. Komplexe Sprachen, Religionen, Jenseitsvorstellungen, Kunst und Musik entwickelten sich. Mit aufkommender Landwirtschaft und Viehzucht kamen feste Häuser und die Keramikherstellung hinzu. Später entwickelte man das Rad und begann erste Metalle zu verarbeiten

Altsteinzeit (Paläolithikum) und Mittelsteinzeit (Mesolithikum)

Die Zeit der ersten, in Bayern nachweisbaren Menschen ist von der letzten Eiszeit geprägt. Vor etwa 110.000 Jahren begann diese als „Würmeiszeit“ bezeichnete Kältephase. Die Gletscher reichten in ihrer Maximalausdehnung bis zu einer Linie Landsberg am Lech – Grafrath – Leutstetten – Schäftlarn.
Durch steppenartige Landschaften zogen große Tierherden. Die Menschen lebten als Jäger und Sammler und folgten den Herden über große Entfernungen. Im mittleren Abschnitt der Altsteinzeit dem Mittelpaläolithikum (ca. 300000 bis ca. 36000 v. Chr.) lebten in Bayern Neandertaler. Funde wie Faustkeile und sog. Blattspitzen belegen seine Anwesenheit, diese fehlen allerdings in unserem Gebiet. Mit einer deutlichen Erwärmung endet die Altsteinzeit mit dem Spätpaläolithikum (ca. 12.500 v. Chr. bis ca. 9.600 v. Chr.). Die bis heute andauernde Warmzeit setzte ein, die Tier- und Pflanzenwelt veränderte sich, die offene Tundralandschaft verschwand und die Bewaldung nahm stetig zu. Die Menschen mussten ihre Lebensweise der veränderten Umwelt anpassen. Die Großtierherden blieben aus, man jagte zunehmend kleinere Tiere und Fische. Dies spiegelte sich auch in den Jagdwaffen wider, deren Steinspitzen immer kleiner wurden. Ein typisches Steinartefakt dieser Zeit sind sog. Rückenspitzen, von denen eine aus bräunlichem Feuerstein in Germering gefunden wurde. Auch einige Werkstücke vom Haspelmoor dürften in diese Zeit datieren.

Steinzeit Rückenspitze
Foto: Marcus Guckenbiehl

Der steinzeitliche Fundplatz am Ostrand des Haspelmoores wurde 1994 von Toni Drexler entdeckt. Wegen seiner überregionalen Bedeutung konnte der Historische Verein gemeinsam mit der Universität Tübingen dort eine Ausgrabung vornehmen. Ursprünglich befand sich der Fundplatz etwa 30 m vom Ufer eines damaligen Sees entfernt, in etwas erhöhter Lage. Der Haspelsee und seine nähere Umgebung bot den späten Jägern und Sammlern in der Zeit von 9.600 bis 5.500 v. Chr. ideale Lebensbedingungen. Es dürfte sich um einen immer wieder aufgesuchten Lagerplatz gehandelt haben.
Mittlerweile sind dort etwa 15.000 Steinartefakte aufgelesen worden, deren hohes Alter überraschte. Sie gehören mehrheitlich in die Mittelsteinzeit, wie die charakteristischen kleinsten Steinspitzen (Mikrolithen) zeigen.

Steinzeit Silices
Foto: Hajo Dieckmann

Diese dienten als Pfeilspitzen oder Einsätze in Harpunen. Der Lagerplatz am Haspelsee war aber nicht der einzige damals aufgesuchte Platz. Auch im Bereich des Wildmooses wurden inzwischen mittelsteinzeitliche Funde gemacht.
Ganz an das Ende der Mittelsteinzeit, in das Spätmesolithikum gehören die Funde des 1997 von F. Srownal entdeckten Oberflächenfundplatzes von Germering-Nebel. Dieser liegt auf einer Höhenterrasse des Parsbergs am Übergang zur Münchner Schotterebene. Die meisten Funde konzentrierten sich auf einer Fläche von 50 m². Inzwischen ist die Anzahl der Lesefunde auf etwa 700 angewachsen und 2017 konnte eine kleine Sondagegrabung durchgeführt werden, deren Auswertung noch andauert.

Jungsteinzeit (Neolithikum)

Um 5.500 v. Chr. erreichte uns eine Entwicklung, die schon um 9.000 v. Chr. im vorderen Orient eingesetzt hatte. Dieser Umbruch wird auch „neolithische Revolution“ genannt. Hatten die Menschen hier bisher als nomadische Jäger und Sammler gelebt, so betreiben sie jetzt Ackerbau und Viehzucht. Es werden feste Häuser gebaut und Keramikgefäße hergestellt. Ob sich die Jäger und Sammler umstellten, in den moderneren Kulturen aufgingen oder weiterzogen, ist bis heute ungeklärt. Zuerst wurden die besonders fruchtbaren Lößlandschaften im niederbayrischen Gäuboden an der Donau und am Unterlauf der Isar besiedelt. Durch die neue Lebensweise stieg die Bevölkerungszahl explosionsartig an und schnell wurden weitere Gebiete genutzt.
Die früheste bäuerliche Kultur in Mitteleuropa wird nach der typischen Verzierungsart ihrer Keramikgefäße „Linearbandkeramische Kultur“ (5.500 v. Chr. – 4.900 v. Chr) genannt. Im Brucker Land ist diese jedoch bisher nicht nachgewiesen. Aus der nachfolgenden Stichbandkeramikschen Kultur gibt es Lesefunde unterhalb der Aubinger Lohe.
Im Brucker Land lässt sich erst die Münchshöfener Kultur (um 4500 v. Chr. bis 3900/3800 v. Chr.), die nach einem Fundort bei Straubing benannt ist nachweisen.

Steinzeit Münchshöfen
Foto: Volker Rein

Ebenfalls nach einem Fundort bezeichnet ist die Chamer Kultur (etwa 3500 v. Chr. bis 2700 v. Chr.) mit dem Hauptverbreitungsgebiet Ostbayern, Tschechien und dem Wald- und Innviertel in Österreich. Keramik, Silexartefakte und Steinbeile der Chamer Kultur aus Jesenwang sind im Museum Fürstenfeldbruck und im Bürgerhaus Jesenwang ausgestellt. Jesenwang ist bisher der westlichste und südlichste bekannte Fundplatz.
Funde des Spät-und Endneolithikums (um 3400/3300 v. Chr. bis 2.200 v. Chr.) in Form von Geräten wie Sicheleinsätzen, Rückenmesserchen und Pfeilspitzen sowie Abschlägen aus Feuerstein (Silex) wurden u.a. rund um Maisach gemacht. Am Ende der Jungsteinzeit existierten um die Mitte des 3. Jahrtausends in Süddeutschland zwei unterschiedliche Kulturen von denen man fast ausschließlich Gräber kennt. Die Siedlungen selbst sind archäologisch aber selten fassbar. Beide Kulturen, die Schnurkeramische Kultur und die Glockenbecherkultur, treten fast zeitgleich auf. Grabfunde der etwas früher einsetzenden schnurkeramischen Kultur (ca. 2.800 bis 2.200 v. Chr.) sind in Germering am Golfplatz, am Krautgartenweg und an der Alfons Baumann Straße ergraben.
Aber auch das Kupferbeil aus Grafrath wird dieser Kultur zugeordnet. Etwas später tritt die Glockenbecherkultur (ca. 2.600 v. Chr. bis 2.200 v. Chr.) auf. Bereits 1921 wurde ein typischer Glockenbecher in Fürstenfeldbruck gefunden.

Steinzeit Glockenbecher
Foto: Toni Drexler

Aus Germering liegen zahlreiche Bestattungsplätze vor, aus einem Grab mit einer Nachbestattung am Birnbaumsteig stammen ebenfalls zwei der namengebenden Becher.
Einer der größten bayerischen Friedhöfe der Glockenbecherzeit wurde 1998 bei Esting ergraben. Die ursprüngliche Ausdehnung des Gräberfeldes ist bis heute nicht bekannt.
Seltene Siedlungsbefunde der Glockenbecherkultur stammen aus Germering. Hier gibt es inzwischen zwei gegrabene Brunnen, die einen Einblick in die Siedlungskeramik, Viehzucht und den Getreideanbau der Zeit ermöglichen.