Bronzezeit (2200-800 v. Chr.)

B.Päffgen / W. Irlinger
Bereits gegen Ende der Steinzeit hatte man gelernt, Kupfer zu gewinnen und zu verarbeiten. Mit der regelhaften Verwendung von Bronze um 2.200 v. Chr. setzt man den Beginn der Bronzezeit an. Viele Geräte werden aber weiterhin aus Stein hergestellt. Bronze ist eine Legierung aus Kupfer und Zinn und deutlich härter als reines Kupfer. Da Kupfer- und Zinnlagerstätten meist weit entfernt voneinander liegen, war ein umfangreiches Handelsnetzwerk in Europa notwendig, über das neben diesen Rohstoffen auch zahlreiche andere Güter verhandelt wurden.
Die Art und Weise wie die Verstorbenen in der Frühbronzezeit (2.200 –1.600 v. Chr.) begraben wurden, lässt eine Kontinuität zum vorangegangenen Endneolithikum erkennen. Die Gräber weisen zwar keine so regelhafte Ausrichtung mehr auf, aber die Toten wurden nach wie vor auf der Seite liegend mit angezogenen Beinen bestattet, der sog. Hockerlage.

Spätneolithisches Hockergrab aus Esting
Foto: Toni Drexler
Hockergrab Bronzezeit Esting

Frühbronzezeitliche Hockergräber wurden schon vor dem zweiten Weltkrieg auf dem Flugplatzgelände südwestlich von Gernlinden entdeckt. 1976 kamen weitere Gräber hinzu. In einem davon war eine etwa 30-jährige Frau mit einem Kupferdolch, Bronzeröhrchen und einem Rinderzahn begraben worden. In einem andern lag eine etwa gleichaltrige Frau zusammen mit einem ca. 7-jährigen Kind. Zur Ausstattung der Frau gehörten eine Kugelkopfnadel und ein Beinring, beim Kind fand sich ebenfalls eine Kugelkopfnadel und ein Rinderzahn, aber auch ein Drahtring aus Gold.
Beim Bau der Südumgehung von Gernlinden kamen im Jahr 2001 18 Gräber zum Vorschein, die ebenfalls in die Frühbronzezeit datieren. Hervorzuheben ist das um 1.800 v. Chr. angelegte Grab einer Frau, die sehr ausgefallenen Schmuck bei sich hatte. Mauritz Thannabauer, einer der Ausgräber, deutet die Frau als eine Art Priesterin oder Schamanin. Heute wird sie in der Bevölkerung allgemein „Gernlinde“ genannt.

Rekonstruktion der Tracht der „Gernlinde“ auf Basis der Funde. Farben und Frisur sind fiktiv.
Zeichnung: Ruth Strähhuber
Tracht Bronzezeit Ruth Strähhuber

Weitere frühbronzezeitliche Gräber sind aus Germering bekannt.
In der Mittelbronzezeit (1.600 –1.400 v. Chr.) änderten sich die Bestattungssitten, was vermutlich auch einen Wandel in den Glaubensvorstellungen erkennen lässt. Wichtige Verstorbene legte man jetzt ausgestreckt, auf dem Rücken liegend in eine meist ost-west ausgerichtete Grabgrube. Über dieser errichtete man einen Grabhügel, mehrere bilden erste Grabhügelfelder. Auch Brandbestattungen kommen jetzt vor. Reste zeitgleicher Siedlungen sind an der Salzstraße in Germering gefunden worden. Dort war ein Brunnenschacht besonders fundreich.

Bronzezeit Grab

Mittelbronzezeitliches Grab 2001/11 aus Maisach-Gernlinden mit Hinweis auf Bronzefunde
Zeichnung: Ken Massy

Siedlungsreste und Gräber dieser Zeitstellung sind auch bei der Anlage der Südumgehung Gernlinden, sowie bereits in den 1930er Jahren in Gernlinden entdeckt worden.
Um 1.300 v. Chr. ändert sich in der späten Bronzezeit abermals die Bestattungssitte. Jetzt ist die Brandbestattung die Regel und es werden große Urnenfriedhöfe angelegt. Daher bezeichnet man den letzten Abschnitt der Bronzezeit als Urnenfelderzeit (ca 1.200 - 800 v. Chr.).
1927 hat man bei Bauarbeiten in Germering eine Urne mit Leichenbrand und kreuzweise aufliegenden Nadeln entdeckt. In Gernlinden wurden von 1928 bis 1930 185 Brandbestattungen dokumentiert. Ein weiteres Urnengräberfeld mit 11 Bestattungen wurde 2018 beim Bau der Maisacher Südumfahrung gefunden.

Bronzezeit Urne
Bronzezeitliche Urne vom neuen Kreisverkehr Lindach der Maisacher Südumfahrung.
Foto: Hajo Dickmann

Siedlungsnachweise, mit den für die Zeit charakteristischen langen Gebäuden, fand sich in Germering an der Steinbergstraße, der Ludwigstraße und am Birnbaumsteig. Auch zahlreiche urnenfelderzeitliche Brunnen konnten in Germering ausgegraben werden, ein überregional bedeutender Fund wurde an der Augsburger Straße gemacht. Dort wurden in einem Brunnen neben zahlreichen Gefäßresten auch einige Bronzegegenstände gefunden. Mehrere Nadeln und Anhänger, ein Messer und ein Tüllenhaken wurden bei der Verfüllung rituell in den Brunnenschacht eingebracht.

Bronzezeit Bronzegegenstände aus dem Brunnen Germering
Bronzegegenstände aus dem Brunnen Germering, Augsburger Straße.
Foto: Marcus Guckenbiehl

260 m nord-östlich dieser Fundstelle wurde, ebenfalls in einem Brunnen dieser Zeit, eine weitere Nadel gefunden.
Bronzezeitliche Siedlungen sind meist nur in kleinen Ausschnitten erfasst. Auch hier nimmt wieder der Bereich um Germering eine besondere Stellung ein. Beginnend mit der frühen Bronzezeit sind dort mehrere gut untersuchte Siedlungen bekannt, die ein relativ dichtes Bild der Besiedlung anzeigen.
Das damalige Schutzbedürfnis der Menschen lässt die Sunderburg bei Schöngeising erkennen. Der hoch über der Amper gelegene und steil abfallende Geländesporn wurde noch zusätzlich durch eine mächtige Abschnittsbefestigung geschützt und diente vermutlich den Menschen der Umgebung als Fluchtburg.

Bronzezeit Sunderburg
Airborne Laserscan des Ampertals nördlich Grafrath. Ganz oben rechts die Sunderburg, links oben Reste der Rassoburg, dunkler in der Mitte das Ampertal.
Foto: BLfD

Sondagen des Historischen Vereins Fürstenfeldbruck ergaben eine Besiedelung ab der jüngeren Frühbronzezeit. Ein Sicheldepot aus dem 17./16. Jahrhundert v. Chr ist etwas jünger. Von hier aus war es möglich, einen wichtigen Amperübergang zu sichern. Diese vorteilhafte topographische Situation wurde nicht nur in der frühen Bronzezeit, sondern auch in der Urnenfelder- und Hallstattzeit genutzt.