Hoch- und Spätmittelalter

B. Päffgen
Einige Altorte lassen sich mit ihren Ersterwähnungen bis in das 8. Jh. zurückverfolgen: Emmering (Emeheringen), Germerswang, Günzlhofen (Cundinchofa), Holzhausen (Holzhusun), Jesenwang (Oasinwanc), Luttenwang, Malching (Mahaleihhi), Moorenweis (Moarawies), Mammendorf (Mammindorf), Rottbach, Schöngeising (Kisingas), Türkenfeld (Duringueld) und möglicherweise auch Olching. Im 9. Jh. wurden Alling (Allingas/Allinga), die Marienkirche zu Höfen, Egenhofen (Eginhouun), Esting, Geiselbullach (Bullach), Geisering (Kysalheringa), Landsberied (Lantbertesrieod), Maisach (Meisaha), Nassenhausen (Husir), Unterlappach und Überacker erstmals erwähnt. Die für Mammendorf im 9. Jh. belegte Überlieferung „in publico oppido loco“, bezeichnet einen Zentralort der Karolingerzeit, vielleicht in Verbindung mit einem Königshof und einer größeren Kirche. Aus ottonischer Zeit stammen die Erstnennungen für Alting (Alamuntinga), Germering (Kermaringun) und Puchheim (Puohheim).
Um das Jahr 1000 liegen archäologische Nachweise u.a. aus Jesenwang und Germering vor.
Viele Orte erscheinen schriftlich erst deutlich nach 1000, wie 1017 Aufkirchen als Uffkiricha. Salierzeitliche Erstnennungen sind Hattenhofen zwischen 1078 und 1098 und Althegnenberg 1096. Im 12. Jh. kommen Adelshofen, Biburg, Hörbach, Nebel, Babenried, Unterpfaffenhofen und Wörth/Grafrath hinzu.
Die heutigen Städte Fürstenfeldbruck, Germering, Olching und Puchheim reichen als solche nicht in das Mittelalter zurück. Nur Bruck hatte seit dem Spätmittelalter einige Bedeutung. Es entstand Ende des 12. / Anfang des 13. Jh. am Amperübergang bei „Bruck“. Spätestens seit 1306 besaß der Ort Marktrecht. Über seine Entwicklung und Struktur ist wenig bekannt. Der Ursprung lag vermutlich entlang der, auch heute noch prägenden Marktstraße, heute Hauptstraße. In Bruck trafen die Straßen aus München und Augsburg auf die Verbindung Landsberg – Dachau. Ab 1425 kontrollierten die Zisterzienser den Markt mit der Zollstation an der Amperbrücke. 1450 zählte der Markt Bruck 75 Anwesen. Stadtrecht erhielt Fürstenfeldbruck erst 1935, Germering 1991, Olching und Puchheim 2011.
Mammendorf besaß um 1300 ebenfalls als Markt zentralörtlichen Charakter. Die Schenkung von zwölf Mammendorfer Hofstätten an das Kloster Fürstenfeld durch Kaiser Ludwig den Bayern scheint die Entwicklung dann gebrochen zu haben.

Spätmittelalterliche Dörfer waren durchweg relativ klein. Das erst 1436 genannte Gernlinden dürfte 1441 ein Weiler von etwa fünf Höfen gewesen sein. Das Pfarrdorf Aufkirchen bestand im 16. Jahrhundert nur aus acht Höfen.

Kirchen und Klöster
Die Kirchenarchäologie im Landkreis deutet erste Kirchen im 8. und 9. Jh. an. Unter der alten Dorfkirche St. Martin in Germering wurden frühmittelalterliche Gräber und vorromanische Gebäudereste erfasst. Einige frühe Kirchen nutzen die Standorte römischer Villen, wie St. Martin in Germering und St. Jakob in Unterpfaffenhofen. Eine direkte Kontinuität ergibt sich daraus aber nicht, man war wohl am Baumaterial der Ruinen interessiert. Hartnäckig hält sich die irrige Meinung, der Luttenwanger Kirchturm wäre auf einem römischen Wachturmfundament errichtet worden.
St. Johannes der Täufer in Babenried galt als spätmittelalterlich. 1996 wurde festgestellt, dass das vorhandene Kirchenschiff spätromanisch ist, im 14. Jh. erweitert und 1496 der Chorraum angebaut wurde. Ob ein noch älterer Vorgängerbau vorhanden war, ist unklar.
Auch für die Klosterarchäologie besitzt das Kreisgebiet Bedeutung. Durch Graf Rasso/Ratho ist eine Klostergründung in Wörth/Grafrath überliefert. Neuere Forschungen setzen sein Todesjahr mit 854 an. Somit hätte er in karolingischer Zeit auf einer Art Insel (Wörth), ein Kloster gestiftet und wäre dort bestattet worden. 2003 fand man unter dem spätmittelalterlichen Hochgrab Rassos ein im Boden eingelassenes Steinplattengrab, das sehr gut zu einem Stiftergrab der Zeit vor 1000 passt. Archäologisch ist die alte Überlieferung damit untermauert. Derzeit gilt die Rassokirche als die alte Klosterkirche der Zeit vor 1000. Von den anderen Klostergebäuden gibt es bislang keine Spur.
1258 musste Herzog Ludwig der Strenge auf Geheiß von Papst Alexander IV. ein Sühnekloster errichten, was zunächst eine bereits begonnene Klostergründung in Seldenthal bei Bad Aibling förderte. Aus letztlich unklaren Gründen wurde es 1261/62 nach Olching verlegt und ein provisorischer hölzerner Bau errichtet. Der Standort erwies sich als ungünstig und ist noch nicht genau lokalisiert. Auch eine Lokalisierung bei Puch ist möglich. Jedenfalls wurde es bald nach „des Fürsten Feld“ (campus principis) bei Bruck umgesiedelt, was 1263 bestätigt wird. Wie die gesamte Gründungsanlage und alle weiteren Bauten vor 1691 aussahen, bleibt mangels Ausgrabungen unklar.

Burgen und Schlösser
Breiter ist die Materialgrundlage für die Burgenforschung. Mehr als 50 Anlagen unterschiedlichen Typs sind im Landkreis bekannt. Viele sind auf den ersten Blick nicht mehr sichtbar, manche überbaut (Egenhofen, Nannhofen, Rottenfuß), andere durch den Bahnbau (Engelsburg) oder den Kiesabbau (Alling) beseitigt. Jüngere Ausbauphasen der Adelssitze sind erhalten, wie in Esting, Geiselbullach, Holzkirchen oder Weyhern. Umgenutzt sind die Schlösser in Spielberg, Türkenfeld und Grunertshofen.

Die frühen Befestigungen aus Erdwällen und Gräben galten im Volksmund fälschlich oft als Römerschanze. Ohne Ausgrabungen ist auch heute das genaue Alter meist nicht zu beurteilen. Dies gilt z.B. für den „Purxl“ in Purk bei Moorenweis. Ob die Anlage als eine Art „Fliehburg“ während der Ungarneinfälle des 10. Jh. errichtet wurde, bleibt spekulativ.

Zu frühen Burganlagen, die ohne weitere Nutzung im späteren Hochmittelalter aufgegeben wurden, fehlen historische Quellen. Hierzu zählen die Burganlage bei Landsberied oder die kleine Abschnittsbefestigung von Pfaffing.

Manchmal finden sich im Gelände noch Burgställe, Wälle und/oder Gräben wie z.B. in Wildenroth von der fälschlich so genannten „Rassoburg“, der Engelsburg und Burg Geggenpoint oberhalb Fürstenfeldbruck.

Im ausgehenden Spätmittelalter waren auch wohlhabende Münchner Bürger daran interessiert, eine Burg vom ärmer werdenden Landadel zu erwerben. So kaufte der Münchner Großbäcker Hans Eschelbacher 1435, Burg, Gericht, Vogtei, Tafern und zwei Höfe in Weyhern. Für den Münchner Sieghart Hudler erwies sich der Burgerwerb in Rottbach als wirtschaftlich nicht rentabel; „wegen Not und Schulden“ musste er seinen Besitz 1402 an das Kloster Fürstenfeld verkaufen. Dieses war am Erhalt der Burg nicht interessiert und verkaufte die Steine des Burgturms auf Abbruch nach Dachau.
Auch Schlachtfeldarchäologie spielt für das Kreisgebiet eine Rolle. Am 19. September 1422 gab es bei Alling eine wichtige Schlacht. Hier trafen die Herzöge Ernst und Wilhelm III. von Bayern-München auf ihren Vetter Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt. Der junge Herzog Albrecht III. von Bayern-München soll dabei nur knapp dem Tode entronnen sein. Die Münchner siegten und stifteten die Votivkirche in Hoflach. Das überlieferte Geschehen wird von heutigen Historikern angezweifelt. Aus den historischen Quellen ist eine genaue Rekonstruktion des Schlachtverlaufs nicht möglich. Archäologische Funde und eine Lokalisierung des Schlachtfeldes könnten vielleicht weiterhelfen. Bis heute gibt es jedoch nicht ein einziges archäologisches Zeugnis, das eindeutig der Schlacht zugeordnet werden kann.
Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden unterirdische Gang- und Kammersysteme angelegt die von der Erdstallforschung untersucht werden. Volkstümlich heißen sie Erdställe oder Schratzllöcher.
Hinweise auf unterirdische Gänge existieren für den Brucker Engelsberg, Rottbach und Überacker. Nachgewiesen sind Erdställe in Untermalching und bei Zötzelhofen, dort führt er in den alten Burghügel. Bei Nannhofen wurde ein Gang beim Bahnbau zerstört. Weitere Erdställe sind in Dünzelbach und in Schöngeising bekannt. Am besten untersucht ist das unterirdische Gang- und Kammersystem in Roggenstein.

Längsschnitt des 1964 entdeckten Ganges von Roggenstein.
Zeichnung: Hermine Niedermair

Sie wurden wohl im Spätmittelalter angelegt und bis in die Zeit des 30jährigen Kriegs als Verstecke und im Alltag als Kellerräume genutzt. In ganz Oberbayern gibt es etwa 100 solcher Anlagen.