Ortsgeschichte

Erste Siedlungshinweise finden sich bei Schöngeising bereits vom Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. Ein endneolithisches Grab, das der Kultur der „Schnurkeramik“ zuzurechnen ist belegt die frühe Besiedlung des Ampertales. Auch aus den nachfolgenden Epochen (Bronzezeit, Urnenfelderkultur, Hallstattzeit und Latenezeit) sind zahlreiche Bodendenkmäler, Funde und Grabungsergebnisse vorhanden. In der Römerzeit (15 v. Chr. – ca. 400) befand sich hier der Ort AD AMBRAE, es war eine Straßenstation der wichtigen Fernstraße von Augsburg (AUGUSTA VINDELIKUM) nach Salzburg (JUVAVUM). Diese um 50 gebaute Straße (die heute VIA JULIA genannt wird), querte hier die Amper. Nicht nur Eichenpfähle der römischen Brücke, sondern zahlreiche Funde aus dem Handwerkerviertel des Ortes belegen ein reges Leben von der Mitte des 1. Jahrhunderts bis zum Ende des 4. Jahrhunderts.

Nach Abzug der Römer erfolgte bereits im 6. Jahrhundert die Besiedlung des Ampertales durch Bajuwaren. Funde aus Reihengräbern aus der Mitte des 7. Jahrhunderts belegen die frühe Gründung, des erstmals 763 in einer Urkunde des Hochstifts Freising als „Kisinga“ genannten Ortes. Aus diesem entwickelte sich im Hochmittelalter das Dorf „Geising“.

Die mächtigen Grafen von Dießen/Andechs waren vom 10. bis 12. Jahrhundert in Geising begütert. Ein Graf Friedrich von Dießen errichtete auf dem Schlossberg, hoch über der Amper, die „Sunderburg“. An dieser Stelle befand sich schon in der Bronzezeit eine befestigte Ansiedlung. Später stand hier ein herzogliches Jagdhaus. Unter dem Einfluss der Wittelsbacher Herzöge kamen ab dem 14. Jahrhundert viele Besitzungen durch Tausch, Kauf oder Schenkung an das nahe Kloster Fürstenfeld. Geising war von da an Teil der Klosterhofmark Fürstenfeld.

Im 16. Jahrhundert kamen mit Jagdgesellschaften vom Kloster Fürstenfeld viel höfische Gesellschaft in das kleine Dorf an der Amper und fanden Gefallen ihm. In dieser Zeit wurde aus „Geising“ „Schöngeising“.  Sogar der weltberühmte Renaissance-Komponist Orlando di Lasso hatte hier seinen Alterssitz. Herzog Wilhelm V. schenkte ihm 1587 einen Garten in Schöngeising. 1582 hatte Schöngeising 54 Anwesen, davon waren mehr als ¾ sog. „Söldenanwesen“, d.h. Handwerker- und Taglöhneranwesen. Die Anzahl und Zusammensetzung der Anwesen änderte sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht wesentlich. Schöngeising gehörte bis zur Bildung des Landgerichts Bruck 1823 zum Landgericht Dachau. Durch den Bau der Bahnlinie München – Lindau im Jahre 1876, gab es für das Dorf neue Entwicklungsmöglichkeiten. Nach dem 2. Weltkrieg entstand hier eine Siedlung für Heimatvertriebene. Im einst überwiegend bäuerlich geprägten Ort gibt es im Jahr 2004 nur noch vier landwirtschaftliche Anwesen. Zur Zeit (2004) wohnen in Schöngeising 1845 Personen.

Zum Wappen: Die sechsmalige grün-rot-silberne Ständerung und das obenstehende Balkenkreuz entstammen dem Wappen des Hofkapellmeisters Orlando die Lasso, der rotsilberne Schachtbalken weist auf die ehemalige Grundherrschaft des Klosters Fürstenfeld und das rote Kleeblattkreuz auf das Kirchenpatrozinium St. Johannes Baptist hin.

Überblick

Das Dorf Schöngeising hatte zwei, vielleicht drei große Zeiten in denen es sich von der Menge anderer altbayrischer Dörfer heraushob: Als römisches AMBRE als es Straßenstation an der wichtigen Fernhandelsstraße von Augsburg nach Salzburg war; im Hochmittelalter als „Kisingas“ Salzfuhrwerke durch den Ort rollten und in der frühen Neuzeit als „Geising“ das Adjektiv  „schön“ erhielt.

Frühmittelalter

Ing-Ort, erste nachrömische Besiedlungsphase.

Reihengräberfriedhof mit Funden aus dem 7. Jh.

Grubenhaus aus dem 6. Jh.

Orlando di Lasso (1532-1594)

Mit dem Aufstieg von Kloster Fürstenfeld und dem Ausbau zum Hauskloster und Residenz der Wittelsbacher, erwuchs auch dem abseits, idyllisch gelegenen Geising eine neue Aufgabe. Die bayerischen Herzöge, denen die Jagd als Vergnügen und Zeitvertreib stets ein besonderes Anliegen war, hatten Geising als bevorzugtes Revier entdeckt. Ein eigener Forstmeister wurde bestellt und der Herzog ließ in der Nähe der Brücke ein eigenes Schlößchen erbauen, in dem ein Kastellan ständig bereit war seinem Herrn bei seinen Besuchen zu bedienen. Durch die Jagdgesellschaften lernten viele wohlhabenden Standespersonen der Residenzstadt, Geising kennen und lieben, wie z. B. Orlando die Lasso. Der bereits zu Lebzeiten weltberühmte Komponist Orlando die Lasso wurde 1556 von Herzog Albrecht V. nach München an die Hofkapelle berufen, deren Leitung er um 1564 übernahm (Er war zuvor in Sizilien, Mailand, Neapel, am Lateran in Rom und in Antwerpen). Herzog Wilhelm V. schenkte ihm 1587 in Schöngeising einen Garten in dem er sich ein Haus baute. Im selben Jahr kaufte er noch weiteren Grundbesitz mit Gebäuden in Geising. In seinem Haus verweilte der große Komponist sehr oft bis zu seinem Tode im Jahr 1594.

Ob die damaligen Dorfbewohner Schöngeisings von der großen Kunst ihres berühmten Nachbarn etwas mitbekamen, ist sehr zu bezweifeln. Man muß wohl davon ausgehen, das sie zu Lebzeiten Orlando di Lasso’s nie seine Werke gehört haben, da sie für andere Ohren bestimmt waren. Für die Schöngeisinger Bauern, Handwerker und Taglöhner war er nur der reiche feine Herr aus der Residenzstadt München.

Für das städtische Großbürgertum war es geradezu zum Statussymbol geworden einen entsprechenden Landsitz vorweisen zu können. Zudem war es eine schon damals recht beliebte Geldanlage sein aus Handel, Handwerk oder sonst wie erworbenes Kapital in Immobilien auf dem Lande anzulegen. Dass dabei die landschaftlich reizvollsten Orte in deren Nähe auch noch höfisches Leben zu finden war bevorzugt wurden, liegt auf der Hand (in diese Zeit fällt auch die erste „Entdeckung“ der Landschaft, man denke nur an die Bilder von Albrecht Altdorfer, Albrecht Dürer oder Lucas Cranach). In der Zeit also, als unser Ort von den noblen Stadtbewohnern entdeckt wird, wird aus Geising Schöngeising (erstmals 1650 als solches beurkundet).

Kriegerkapelle

„Maria vom Siege“, ehemals in der Kirche, von dem Brucker Bildhauer Melchior Seidl 1691 um 30 Gulden geschaffen (= etwa der Wert eines Pferdes). (Maria vom Siege, eingeführter Festtag aufgrund des Sieges über die Türken in der Seeschlacht von Lepanto am 7. Okt. 1571)

Römerzeit

Eine der ersten Straßen die die Römer im besetzten RAETIEN errichteten, war die Straße von AUGUSTA VINDELICORUM (Augsburg) nach JUVAVUM (Salzburg) heute VIA JULIA genannt. In Schöngeising, dem römischen AMBRAE querte diese Straße die Amper.

Schon Jahrtausende vor den Römern waren Siedler im Ampertal. Funde und Bodendenkmäler aus der ausgehenden Jungsteinzeit, aus der Bronzezeit (Sunderburg), der Urnenfelder- Hallstatt und Latenezeit (Viereckschanzen) belegen dies.

Beim Ausbaggern der Amper vor einigen Jahren kamen in der Nähe der Ostspitze der Turminsel in Schöngeising Eichenpfähle zum Vorschein. Hier wurde hier der römische Amperübergang entdeckt. Durch dendrochronologische Untersuchungen wurden zwei von drei Eichenpfähle in die Zeit um 50 n. Ch. datiert. Um diese Zeit wurde die Straße errichtet.

Zu beiden Seiten der Amper sind römische Siedlungsreste und Mauern nachgewiesen. Es ist der einzige Ort, dessen römische Bezeichnung uns noch bekannt ist und es war wohl auch der bedeutendste Ort im Gebiet des heutigen Landkreises. Seine lokale Bedeutung erlangte das heutige Schöngeising durch die äußerst günstige topographische Lage in einer Amperschleife mit zwei Inseln in der Amper, die eine Überquerung des Flusses an dieser Stelle erleichterten.

Die schnelle Nachrichtenübermittlung, der zuverlässige Gütertransport und die Reisemobilität hingen nicht allein vom guten Zustand der Straßen ab, sondern auch von der Infrastruktur, d.h. den Einrichtungen und Dienstleistungen, die dem Reisenden entlang seines Weges zur Verfügung standen. Raststationen und Herbergen gehörten mithin zu den wichtigsten Einrichtungen am Rande der Straße: Kurierpferde mussten gewechselt und Wagen repariert werden; an Flussübergängen mussten zur Überwindung der Steilufer Vorspannpferde bereit gehalten werden und den Fremden bot man Erholung von den Strapazen der langen Reise an.

Solche Straßenstationen mit Übernachtungsmöglichkeit, die an den Hauptverkehrsstraßen lagen, hießen „mansiones“. Sie lagen eine Tagreise, im Durchschnitt 25 römische Meilen (37 km), voneinander entfernt. Zwischen den mansiones lagen im Abstand von ca. 8 Meilen kleinere Stationen, sog. „mutationes“.

Betrachtet man die im ITINERARIUM ANTONINI, einem Wegeverzeichnis des Kaisers Caracalla (198 - 217) , beschriebene Straße von Augsburg nach Salzburg, so sind in diesem nur 4 Zwischenstationen erwähnt: BEDAIO (Seebruck am Chiemsee), PONTE AENI (Pfaffenhofen bei Rosenheim), ISINISCA (evtl. Helfendorf bei Bad Aibling) und AMBRAE (Schöngeising). Bei den drei Erwähnungen von AMBRAE ist jeweils die Entfernung nach Augsburg mit 27 M.P. angegeben. Das entspricht so ziemlich genau der Durchschnitts-entfernung einer „mutatio“, also einer Raststätte von der nächsten.

Prof.  Krallinger vermutete eine Zivilsiedlung südlich der Kirche in Schöngeising, in der Nähe der Amper, „wo in älteren Quellen am häufigsten von altem Gemäuer, Gefäß- und Münzfunden die Rede ist“. 1830 berichtete der Römerforscher Nepomuk von Raiser von einem „Castrum von sehr großem Umfange und in dessen Tiefe man zwei Fuß unter der Erde auf eine gepflasterte Straße stößt“.

Zellhof

Am Zellhof war eine „villa rustica“. Mehrere Kalksteinspolien, u.a. als Altarstein sowie Ziegelfunde, Brandgräber am Waldrand.

„Lantpertescella“ (Bischof Arnold, 876-883)

Ende 12. Jh. Besitz der Herren von Gegenpoint

1315 „Fridrich der Pfarrer von celle“ Kirche eine Filiale der Pfarrei Pfaffing

Ab 1388 im Besitz des Klosters Fürstenfeld

Heute Fam. Weiß, Fürstenfeldbruck

Kirche St. Veit, romanischer Bau (12./13. Jh.), im 15. Jh. verändert (Chorbogen), Kasettendecke aus der Zeit um 1600; Hauptaltar um 1670, spätgotischer Kruzifixus um 1520/40.

Fam. Weiß von1664-1903 Posthalter von Bruck.

Bauerndorf?

Um den alten Ortskern scharte sich nun ein Kranz von Söldenanwesen mit keinem oder nur minimalem Grundbesitz. Hier lebten Handwerker, Händler, Hirten und Taglöhner. Dieser Prozeß hat auch in Schöngeising stattgefunden. 1582 hatte Geising nicht weniger als 54 Anwesen. Von diesen 54 Anwesen waren 42 Söldenanwesen, d. h. also der nichtbäuerliche Teil des Ortes betrug ca. 78 % Dieses Verhältnis änderte sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht wesentlich. Dazu kamen noch die „Ehalten“, also die Dienstboten und eine große Anzahl von sog. „Inwohner“, d.h. weitere nicht verheiratete Mitbewohner eines Anwesens, die der Dachauer Pfleger eine wahre Landplage nannte. Allein aus den Zahlen mag man erkennen, zu welchen sozialen Verwerfungen es im Laufe dieses Jahrhunderts auf dem Lande kam. Eine Folge dieses Bevölkerungswachstums, dem erst der Dreißigjährige Krieg ein Ende setzte, waren Auswanderungen, insbesondere nach Mähren.

Weitere Persönlichkeiten

  • Scherrer Heinrich (+ 1937)
  • Johanna Oppenheimer (1878-1943)
  • Gusso Reuss (1885-1962)

Grabung - Funde - Münzen

1992 wurde ca. 100 m östlich der Amper, unmittelbar an dem Flussübergang der Römerstraße eine Grabung durchgeführt. Man fand:

  • Teil einer römischen Handwerkersiedlung
  • Mehrere Reste von römischen Sarkophagdeckeln
  • Steinmetzbetrieb oder Kalkbrennerei in der Spätantike
  • In tieferen Schichten: Schmied und Eisenschmelze mit zwei Öfen
  • Zahlreiche Siedlungsfunde (Keramik, Specksteigefäße, Werkzeuge, Stilus, Sandale, Glas, Fibeln, Bronzeringe und ein Phallusamulett).
  • 83 Münzen, u. a. „urbs roma“ von der Mitte des 1. Jh. bis mindestens 340 n. Chr.
  • Älteste Funde: Graphitton-Scherben aus der Spätlatenezeit (100-50 v.Chr.)

Mittelalter

Die verkehrspolitische Bedeutung behielt Geising bis ins hohe Mittelalter als Salzfuhrwerke den Ort durchquerten und der Ort zur Gründungsaustattung des uralten Klosters Scharnitz-Schlehdorf gehörte das unter der Protektion von Herzog Tassilos stand. Geising wurde 763 erstmals urkundlich erwähnt. Der Schenker war Reginperht der zum engeren Kreis der Huosier gehörte.  Zahlreiche Urkunden aus dem 8., 9. und 10. Jahrhundert in denen Rechtsgeschäfte über Besitzungen in „Kisinga“ erwähnt werden, belegen die damalige Bedeutung des Ortes.

Im 12. Jh. änderte sich die Bedeutung von Geising. Herzog Heinrich der Löwe schuf durch den Bau der Salzstraße von Reichenhall über München nach Augsburg einen neuen Amperübergang im Gebiet seiner Dienstmannen, der Herren von Gegenpeunt, nämlich in Bruck. Die Gegenpeunter erhielten den einträglichen Brückenzoll, die Marktrechte der neu gegründeten Siedlung und weitere Rechte mehr. Der alte Amperübergang in Geising hatte ausgedient und nur noch lokale Bedeutung. Und damit war auch das Schicksal des Ortes Geising vorgezeichnet: statt Geising machte Bruck das Rennen; statt zu „Großgeising“ entwickelte es sich, allerdings erst später zu Schöngeising.

Danach war Geising ein, zwar umfangreiches, doch ohne Mittelpunktsfunktion versehenes Bauerndorf. Vielleicht hätte es es noch zu einem Hofmarksort mit eigener Herrschaft  gebracht, doch nun entstand 1263, wieder in unmittelbarer Nachbarschaft ein neuer Machtfaktor: das Kloster Fürstenfeld. Zwar gehörten dem Kloster bei seiner Gründung fast keine Güter in der näheren Umgebung, doch brachte es im Laufe des folgenden Jahrhunderts fast ganz Geising in seinen Besitz. Mit dem Ausgang des 14. Jahrhunderts kann das Ende des Adels im Ampertal festgehalten werden, da das Kloster Fürstenfeld den Lehensadel fast ganz aus seiner Nähe zu verdrängen verstand und dessen Besitzungen übernahm. Zwar gab es bis ins 18. Jh. noch ein kleines Schlösschen in Schöngeising (es stand an der Stelle des heutigen Pfarrhofes), doch hatten deren Inhaber (von Hundt von Lauterbach, Hofkammerrat Johann Senser, Graf Hieronimus von Spreti) keine Gerichtsgewalt über das Dorf.

Eine Besonderheit des Ortes sind die sog. „Heigensäulen“. In älteren Berichten ist von vier Säule an den Enden des Dorfes die Rede. Von diesen Säulen stehen heute noch zwei, eine am Scherrerhaus und eine am Pfarrhof. Es handelt sich um Säulen aus der frühen Neuzeit die Gerichtsbezirke kennzeichneten, die vielleicht auf antike Ursprünge verweisen.

Kirche St. Johann Baptist

Gotteshaus erstmals erwähnt Ende 9. Jh. Filiale der Pfarrei Pfaffing. 1683 Abbruch eines älteren Baus, Nachfolgend Neubau (Turm 1699), jedoch erst 1790 geweiht. Deckengemälde v. G. Lacher (Mitte 19. Jh.). Der Aufbau des Hochaltars stamme aus der säkularisierten Klosterkirche zu Taxa. Seitenfiguren Johann Bapt. und Johann Ev. Ebenfalls von Taxa (um 1690). Die Mittelfigur, eine Madonna, aus Tirol gekauft. An den Seitenwänden Hl. Erasmus und Hl. Nikolaus und eine schmerzhafte Muttergottes (um 1740), wohl aus dem Umkreis von Joh. Bapt. Straub).