Lage der Viereckschanze

Viereckschanze

Die spätkeltische Viereckschanze von Hohenzell ist heute in großen Teilen im Gelände nicht mehr sichtbar. Erhalten haben sich geringe Reste der nördlichen Seite. Der im Süden liegende Wall ist auf einer Länge von etwa 40 m noch als Geländewelle zu erkennen. Dort deutet sich auch eine Ecke der Schanze durch ein Umbiegen des Walles an. Die Seitenlängen betragen etwa 120 m. In der nordöstlichen Ecke der Anlage befindet sich die Kapelle Mariä Heimsuchung.

Blick in den Chorraum von Mariä-Heimsuchung in Hohenzell

Mariä Heimsuchung

Vor allem wegen der Ausstattung aus dem 15. und 16. Jahrhundert kommt der Kapelle Mariä Heimsuchung eine überörtliche Bedeutung zu.

Das Bauwerk mit rechteckigem Langhaus, eingezogenem Altarraum, gekehltem Gesims, steilem Biberdach und Dachreiter erweckt auf den ersten Blick den Eindruck eines einheitlich spätgotischen Gebäudes. An der Südseite lagern allerdings einige hier abgelegte Tuffsteinbrocken. Nach der Herkunft befragt, berichtet der benachbarte Mesner, dass sie aus der Gründung der Kapelle stammen. Bei der letzten Renovierung vor ca. 20 Jahren habe man die Wände trockengelegt und dabei festgestellt, dass die Fundamente aus Naturstein bestehen, die Wände aber oberhalb des Sockels mit Ziegel gemauert seien. Die Steingründung spricht in unserem Gebiet für eine Entstehung in der Zeit der Romanik. Das Langhaus könnte im Kern also noch aus dem Hochmittelalter stammen.

Der heutige Altarraum mit dreiseitigem Schluss, gestuften Strebepfeilern, gemauertem Stichkappengewölbe und Resten von bauzeitlicher Rankenmalerei ist jünger und gehört zur Spätgotik. Glücklicherweise hat sich an einer Freilegungsstelle an der inneren Ostwand die zugehörige Jahreszahl 1457 samt dem Baumeisterzeichen Y erhalten. Ein weiterer Hinweis darauf, dass die heutige Kapelle nicht in einem Zuge errichtet wurde, ergibt sich aus dem Bericht des Mesners, dass die Fundamente des Altarraumes zwar auch aus Naturstein bestehen, aber weniger tief gegründet seien. Möglicherweise ersetzte also der heutige Altarraum einen abgerissenen romanischen Vorgänger. Verifizieren können wird man diese Annahme aber erst durch Bauforschung bei der nächsten großen Instandsetzung. Eine Dokumentation der letzten Sanierung liegt leider nicht vor.

Zur spätgotischen Bauphase gehört noch der auffallend sorgfältig gearbeitete Dachstuhl: über dem Langhaus 2-fach stehend, mit Streben, Kreuzstreben, Zerr-, Kehl- und Hahnenbalken, über dem Altarraum liegend, Sparren und Bindersäulen sowie Binder- und Kehlbalken jeweils durch das Kopfband gefasst und alles verblattet. Bestätigt sich die bauzeitlich Annahme, hätten wir für unser Gebiet ein eher frühes Beispiel für den liegenden Stuhl.

Wohl im 18. Jahrhundert fand die Barockisierung der Kirche statt: Die flache Bretterdecke des Schiffs erhielt einen Verputz mit profilierter Hohlkehle, im Altarraum wurden die anzunehmenden gotischen Gewölberippen abgeschlagen. Die kleine Empore hat man ebenfalls verputzt und an der Brüstung mit Felderstuck versehen. Auch wurden die Fenster vergrößert und ebenso wie der Chorbogen in korbbogige Form gebracht. Chorbogen und Stichkappen erhielten bescheidene Stuckverzierungen.

Im Chorgewölbe brachte man in einem Vierpassrahmen ein Deckenbild (Gottvater, Christus und Maria) auf, im Langhaus ein Wandbild mit der Darstellung der Leiden Hiobs. Das Eingangsportal wurde in einen barocken Rundbogen umgeformt, wobei aber außen noch der ehemalige Spitzbogen zumindest im Ansatz erkennbar blieb.

Aus der barocken Bauphase stammt auch noch der achteckige Aufsatz des Dachreiters mit Zwiebel, Kugel und Kreuz. In ihm hängen zwei Glocken, die kleinere von 1540 und eine größere von 1666.

Im Laufe der barocken Umgestaltung wurde nach und nach auch die Ausstattung der Kapelle erneuert. Der Hochaltar stammt aus dem letzen Drittel des 17. Jahrhunderts und besitzt ein viersäuliges Retabel mit Predella, Antependium und Auszug. An seiner Rückseite ist er bezeichnet "F 1779", was ein Renovierungsdatum darstellt. Der gleichen Entstehungszeit kann der nördliche Seitenaltar, ein Zweisäulenretabel, zugeordnet werden, während der südliche aus verschiedensten Bauteilen der Zeit des 17. bis 19. Jahrhunderts zusammengefügt wurde.

Von besonderer Bedeutung ist die figürliche Ausstattung der drei Altäre. Diese stammt aus der Zeit der Spätgotik und hat sich hier in auffallender Dichte und Qualität bewahrt: im Hochaltar eine thronende Muttergottes mit Kind, flankiert von zwei Engeln, als Assistenzfiguren Anna Selbdritt, Joachim, Petrus und Paulus; in der Predella ein Hochrelief mit der Anbetung der Heiligen drei Könige; im Auszug ein Relief von Mariä Heimsuchung (Maria und Elisabeth), zusammen mit zwei barocken Auszugsengeln. Der linke Seitenaltar enthält Figuren des heiligen Josef mit Kind, als Assistent Antonius. Im Auszug ist wieder Maria mit dem Kind dargestellt. Hervorzuheben ist im rechten Seitenaltar ein Hochrelief mit Maria und den 14 Nothelfern, in der Predella ein Gemälde des 16./17. Jahrhunderts mit Darstellung des Marientodes, im Auszug ein Bild Gottvaters. Die Fassungsoberflächen der Figuren sind stark geprägt durch Überarbeitungen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Ein weiteres wichtiges Ausstattungsstück stellt ein großformatiges Tafelbild mit zwölf Passionsszenen dar, das Ende des 16. Jahrhunderts entstand, am Rahmen jedoch mit 1751 bezeichnet ist. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Renovierungsdatum. Ebenfalls aus dem späten 16. Jahrhundert stammt ein kleines Andachtsbild mit der hier ungewöhnlichen Darstellung der Kümmernis (heilige Wilgefortis) mit dem armen Geigerlein und der Legende vom geschenkten Schuh. Weiter sind vorhanden: eine barocke Sylvesterfigur, zwei volkstümliche Wandkreuze, eines davon noch spätgotisch, ein barockes Lesepult mit Grisaille-Gemälden an den Fußstützen (Kreuzabnahme und Auferstehung), ein volkstümlich gemalter Kreuzweg wohl des 19. Jahrhunderts, eine Rokokoampel, ein eiserner Opferstock und ein älteres, abgebeiztes Gestühl mit neuen Docken. Im Altarraum liegen noch Solnhofer Platten des 18. oder 19. Jahrhunderts.

Die Kapelle in Hohenzell stellt sowohl in ihrer baulichen Größe im Bezug auf den kleinen Weiler als auch im Hinblick auf ihre reiche spätmittelalterliche Ausstattung eine Besonderheit dar. Verständlich wird beides wohl nur durch die Verbindung zum Kloster Wessobrunn, welches zwei der drei Höfe des Ortes Hohenzell zu Eigen hatte.

Walter Irlinger /Alexander Zeh, Moorenweis-Hohenzell: Keltische Viereckschanze und Kapelle Marä Heimsuchung. In: Walter Irlinger / Toni Drexler / Rolf Marquardt, Landkreis Fürstenfeldbruck – Archäologie zwischen Ammersee und Dachauer Moos. Stuttgart, 2007, S. 145 – 149.