Burgstall

Die im „Purxl-Wald“ vorhandene mächtige vierseitige Wallanlage, gemeinhin als Römerschanze bezeichnet, stammt wahrscheinlich jedoch nicht aus der Römerzeit, sondern ist ins frühe Mittelalter zu datieren. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, daß bereits in vorgeschichtlicher Zeit an diesem herausragenden Platz eine Siedlung oder eine Befestigungsanlage bestanden hat. Zahlreiche Lesefunde von vorgeschichtlichen Scherben sowie verschiedener neolithischer oder broncezeitlicher Silices belegen dies. Der Ort Purk wird erstmals um 1100 als „burch“ erwähnt. Bei Beurkundengen werden in der Zeit von 1100 bis 1154 die Zeugen Udalrich, Friedrich, Tagino, Gottschalk und Hoholt  aus Purk erwähnt[1].

Keine der archivalischen Quellen enthält Hinweise, über ein mittelalterliches Ministerialen-Geschlecht oder sonstige Ritter die auf der Burg im „Purxl-Wald“ ihren Sitz gehabt haben könnten. Vielleicht leitet sich der Name auch von einem spätrömischen „Burgus“ ab, wobei es hierfür keine archäologischen Befunde gibt.

[1] Robert Müntefering: Die Traditionen und das älteste Urbar des Klosters St. Ulrich und Afra in Augsburg. Quellen und Erörterungen zur Bayerischen Geschichte, Neue Folge, Band XXXV, München 1986, Tr. 7, 47, 54, 68; sowie: Alois Weissthanner: Die Traditionen des Klosters Schäftlarn 760-1305. Quellen und Erörterungen zur Bayerischen Geschichte, Neue Folge, Band X 1. Teil, München 1953, Tr. 79.

Römerstraße

Eine der organisatorischen Voraussetzungen, das römische Imperium  zu regieren, war ein gut ausgebautes Verkehrsnetz mit seinen befestigten Straßen und Brücken, mit Wechselstationen für Pferd und Reiter, mit Rasthäusern und Straßenmeistereien, die die Befahrbarkeit der ihnen zugeteilten Strecken überwachen mußten. Das Straßennetz in den Provinzen war anfangs nach rein militärstrategischen Gesichtspunkten ausgerichtet, um das rasche Eingreifen der Truppen zu ermöglichen und den Nachschub an kriegswichtigen Gütern sicherzustellen. Festgelegte Befehlswege und infrastrukturelle Einrichtungen im öffentlichen Kurierverkehr (cursus publicus) sorgten für schnellen und zuverlässigen Informationsfluß.

Eine der Hauptverkehrsadern im römischen Rätien war die in der Mitte des 1. Jahrhunderts errichtete Straße von AUGUSTA VINDELICUM (Augsburg) nach JUVAVUM (Salzburg). Sie überquerte hier die Maisach.

Die Straße kommt durch den Grunertshofer Wald, südlich von Adelshofen. In diesem Wald wurde bei einem Schnitt der Römerstraße 1951 ein Brandgrab der mittleren römischen Kaiserzeit entdeckt. Einige Jahre zuvor fand man einen Depotfund von 18 Münzen von 137 v.Chr. - 78 n.Chr. Sie belegen die frühe Benützung dieser Straße, bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts.

Weiter verläuft die Straße vorbei an Römertshofen (das allerdings nichts mit den Römern zu tun hat, sondern seinen Namen von einem Reimunt herleitet) über die Maisach hinauf zum Purxl-Wald bei Purk, der höchsten Erhebung im Altmoränengebiet (580 m).

Die schnelle Nachrichtenübermittlung, der zuverlässige Gütertransport und die Reisemobilität hingen nicht allein vom guten Zustand der Straßen ab, sondern auch von den Einrichtungen und Dienstleistungen, die dem Reisenden entlang seines Weges zur Verfügung standen. Raststationen und Herbergen gehörten mithin zu den wichtigsten Einrichtungen am Rande der Straße: Kurierpferde mußten gewechselt und Wagen repariert werden; an Flußübergängen mußten zur Überwindung der Steilufer Vorspannpferde bereit gehalten werden und den Fremden bot man Erholung von den Strapazen der langen Reise an.

Straßenstationen mit Übernachtungsmöglichkeit, die an den Hauptverkehrsstraßen lagen, hießen "mansiones". Sie lagen eine Tagreise, im Durchschnitt 25 römische Meilen (37 km), voneinander entfernt. Zwischen den mansiones lagen im Abstand von ca. 8 Meilen kleinere Stationen, sog. "mutationes".

Betrachtet man die im ITINERARIUM ANTONINI, einem Wegeverzeichnis des Kaisers Caracalla (198 - 217) , beschriebene Straße von Augsburg nach Salzburg, so sind in diesem nur 4 Zwischenstationen erwähnt: BEDAIO (Seebruck am Chiemsee), PONTE AENI (Pfaffenhofen bei Rosenheim), ISINISCA (evtl.Helfendorf bei Bad Aibling) und AMBRAE (Schöngeising). Bei den drei Erwähnungen von AMBRAE ist jeweils die Entfernung nach Augsburg mit 27 M.P. angegeben. Das entspricht so ziemlich genau der Durchschnittsentfernung einer "mutatio", also einer Raststätte von der nächsten.

In Purk bestand wohl eine "mutatio" (Pferdewechselstation). Es ist eine der zwei mutationes zwischen AMBRAE und AUGUSTA VINDELICUM (die zweite ist Putzmühle bei Steindorf). Purk ist ca. 8 Meilen von Schöngeising entfernt und entspricht damit der durchschnittlichen Entfernung zur nächsten Station.

Daß dies nicht nur eine auf dem Kartenblatt errechnete Mutmaßung ist, belegen auch zahlreiche Funde um Purk.

Dank der verschiedenen Orkane in den letzten Jahren, konnte ich den genauen Verlauf der Straße Unterhalb der Schanze erkennen. Unter umgestürzten Wurzelstöcken zeigten sich regelmäßige Steinsetzungen. Daneben gab es zahlreiche Begleitfunde. Zu diesen gehört ein erst vor einigen Jahren zum Vorschein gekommener Fund von 19 Münzen, Assen aus Kupfer und Dupondien aus Messing, es mag der Beutelinhalt eines nicht allzu betuchten Reisenden gewesen sein. Die älteste entsprechend abgegriffene Münze stammt noch aus der Zeit des Tiberius (14 - 37 n. Chr.), die jüngste von Marcus Aurelius, geprägt ca. 170/171 n. Chr.) Darüberhinaus wurden Münzen aus der Spätantike, aus der Zeit um 370 n. Chr. gefunden, die eine Benützung dieser Straße zu dieser Zeit noch belegen.

Es finden sich Gebäudereste (die Grundmauern von zwei Gebäuden wurden bereits 1897 hier ausgegraben) und zahlreiche Einzelfunde, wie zahlreiche terra sigillata, versch. Eisenteile Bleiklumpen und der Bronzegriff eines Schlüssels. Die Siedlung zog sich noch weit, in Richtung Südwest,  über die Maisach hinüber. Ebenso nördöstlich vom „Purxl“-Wald in Richtung Steinbach sind Funde vorhanden die auf eine Besiedlung hindeuten. Auch unmittelbar westlich der Ortschaft Purk fand ich vor einigen Jahren römische Ziegel, sodaß von einer relativ großen römischen Ansiedlung ausgegangen werden kann.

Straßenstation

In einer mansio gab es eine Taberna und Übernachtungshäuser mit dazugehörigen Stallungen. In jeder mansio wurden für die Lastenpost etwa 40 Reit- und Zugtiere (Ochsen, Pferde und Maulesel) vorgehalten; in einer mutatio etwa die Hälfte. Die Leiter dieser mansiones und mutationes nannte man manicipes. Ihm unterstanden die verschiedenen Gehilfen, wie Polizeidiener (stationarii), ein Tierarzt (mulomedicus),  etwa 12 Pferdepfleger (hippocomi), Mauleselknechte (muliones) und ein Stellmacher - Wagner (carpentarius) für die Instandhaltung des Wagenparks. Oft waren auch noch ein Schmied (faber ferrarius) und verschiedene Händler zu finden. Für die Sicherheit auf den Straßen sorgte eine eigene militärische Abteilung die sog. beneficiarier, die auch in den mansiones  stationiert waren.

 

Der cursus publicus unterschied sich in den cursus clavularis und den cursus velox. Ersterer diente dem Schwerlastverkehr und dem Personenverkehr. Zugtiere waren jeweils ein Paar Ochsen. Der cursus velox, die Schnellpost bediente sich dagegen in der Regel der Maulesel; Pferde wurden nur zum Reiten oder als Beipferde für Packlasten benützt. Eine normale Tagesreise betrug 40 - 50 Meilen (60 - 75 km). Bei Gespannwechsel konnten auch 70 - 100 Meilen (105 - 150 km) oder mehr zurückgelegt werden (Nachrichtenboten kamen auf bis zu 200 Meilen - ca. 300 km).

 

Am Ende der Kaiserzeit wurden die mansiones auch als Anlieferungsstätte für die Naturalabgaben der Bevölkerung, also als Finanzämter benutzt. Diese überwachten die frumentarii, die Steuerpolizei aus der sich die allgemein verhasste Geheimpolizei entwickelte.

 

Zum Schluß möchte ich ihnen einen zeitgenössischen Bericht von einem Reisenden der in solch einer Straßenstation übernachtete vortragen (er hat sich auf einem Inschriftenstein aus Aserina in Italien erhalten):

 

„Wirtin:          Laß uns abrechnen.

                        Einen Sextarius (1/2 Liter) Wein und Brot = 1 As.

                        Zukost = 2 As.

Gast:               Gut, in Ordnung.

Wirtin:            Ein Mädchen = 8 As.

Gast:               Auch das geht in Ordnung.

Wirtin:            Heu fürs Maultier = 2 As.

Gast:               Dieses Maultier wird mich noch schaffen.“