Eisenzeit

Obwohl schon in der Urnenfelderzeit erste Objekte aus Eisen bekannt sind, spricht man erst mit dem regelhaften Auftreten dieses neuen Metalls von der Eisenzeit. Eisen war durch den Rohstoff des Raseneisenerzes fast überall verfügbar und wurde in sogenannten Rennöfen verhüttet. Zwar waren gegenüber der Bronze höhere Verarbeitungstemperaturen notwendig, man erhielt aber ein noch härteres Material und musste die Rohstoffe nicht von weit her importieren.

Brennofen

Schematische Rekonstruktion eines keltischen Rennofens nach den Befunden von Neuenbürg, Enzkreis (BW);
Zeichnung: Renate Barcsay-Regner, Denkmalpflege im RP Karlsruhe

Eisenzeit

Zeichnung Westenrieders;
Foto: BLfD, Ortsakten

Der ältere Abschnitt der Eisenzeit, die Hallstattzeit (800-450 v. Chr.) ist nach einem Fundort im oberösterreichischen Salzkammergut benannt.
Neue Gräberfelder werden angelegt. Unterschiedlich reiche Grabausstattungen lassen deutliche soziale Unterschiede in der Bevölkerung erkennen. Charakteristisch sind Bestattungen in großen Grabhügeln. Neben umfangreichen Keramikbeigaben und unterschiedlichen Schmuckformen deuten auch Wagenteile in wenigen Gräbern auf einen besonderen sozialen Status der Verstorbenen hin.
Bereits 1789 unternahmen der Akademiesekretär Ildephons Kennedy (1722-1804) und Lorenz Westenrieder (1749-1829) eine der ersten dokumentierten Ausgrabungen in ganz Bayern an drei Grabhügeln im Umfeld des „Leberbergs“ zwischen Esting und Geiselbullach. Dort waren 30 Grabhügel gut sichtbar. Westenrieder beschrieb eine Menge zerdrückter Keramik mit Verzierung und zeichnete glücklicherweise den Befund. Die wichtigste Entdeckung konnten die Ausgräber damals noch nicht deuten. In Westenrieders 1792 veröffentlichter Beschreibung heisst es: „… sieben, in ihrer gestreckten Länge etwas über 2 Schuh (= 60 cm) betragende, eiserne Reife; sie sind in Gestalt eines halben Zirkels gebogen, und inwendig mit eisernen, … Nägeln versehen, um welches sich noch sehr verfaultes, und mürbes Holz vorfand“. Aus der Beschreibung und der zugehörigen Zeichnung ergibt sich nach heutigem Kenntnisstand, dass man ein hallstattzeitliches Wagengrab ausgegraben hatte. Die geborgenen Funde kamen damals ins Antiquarium nach München und sind nur noch zum geringen Teil nachweisbar.

Eisenzeit Hallstattscherben Bärenweg

Hallstattzeitliche Scherben aus Germering, Bärenweg.
Foto: Marcus Guckenbiehl

Auch im Siedlungswesen zeigt sich die soziale Differenzierung. Es gab weiler- und dorfartige Flachlandsiedlungen mit teilweise durch Gräben und Palisaden befestigten Einzelhöfen, die als Herrenhöfe bezeichnet werden. Daneben wurden in der Hallstattzeit in Bayern aber auch Höhenlagen besiedelt. Einzelne Keramikfunde auf der Sunderburg bei Schöngeising deuten an, dass diese bronzezeitliche Höhensiedlung möglicherweise noch bis an den Beginn der Hallstattzeit bewohnt war, dann aber aufgegeben wurde. Zwischen 2000 und 2002 wurde im Bereich des Gewerbegebiets an der Frauenstraße in Maisach ein größeres unbefestigtes Siedlungsareal der Hallstattzeit mit insgesamt 55 Häusern und 12 Brunnen dokumentiert. Die Gebäude waren in Pfosten-Bauweise errichtet. Große Gebäude wiesen eine Grundfläche von bis zu 120 m2 auf.
Im 6. Jh. v. Chr. beginnt sich die Fibel als Gewandverschluss durchzusetzen und verdrängt die bis dahin üblichen Nadeln. Bisher wurden alle Völker und Kulturen nach ihrer Sachkultur, einem Fundort o. ä. bezeichnet. Im 6. Jh. v. Chr. erfahren wir erstmals aus griechischen Quellen den Namen eines hier ansässigen Volkes, den der Kelten.
Die auf die Hallstattzeit folgende Laténezeit (ca. 450 – 15 v. Chr.) ist nach dem Fundort La Téne am Neuenburger See in der Schweiz benannt.
Bestattungen in Grabhügeln werden mit der Zeit zugunsten von Flachgräbern aufgegeben, die Höhensiedlungen verlieren ihre Bedeutung. Das Siedlungsbild der mittleren und späten Latènezeit wird sehr stark von keltischen Oppida, wie Manching oder Kelheim geprägt. Es handelt sich dabei um große, mit Mauern gesicherte stadtartige Siedlungen, die durch eine differenzierte Siedlungsstruktur, unterschiedliche Handwerke, Münzprägung und Importe geprägt sind. Daneben existieren unbefestigte Großsiedlungen, dörfliche Anlagen und Einzelgehöfte. Im Bereich der dörflichen Siedlungen werden sog. Viereckschanzen angelegt. Nördlich der Alpen werden erstmals Münzen geprägt, Glasschmuck kommt in Mode und mit Graphit gemagerte Keramik wird für Kochtöpfe eingesetzt.

Eisenzeit Schüsselchen

Keltisches Regenbogenschüsselchen, gefunden 1763 bei Grunertshofen.
Foto: Volker Rein

Eisenzeit Armreif

Laténezeitlicher, gläserner Armreif, gefunden bei Grabungen im Gewerbegebiet Nord in Germering.
Foto: Marcus Guckenbiehl

Bestattungen der Latènezeit sind bislang im Landkreis Fürstenfeldbruck selten. Frühe Gräber des 5. Jh. fanden sich in vier Hügeln des Grabhügelfeldes von Grafrath. Es handelt sich offensichtlich um Nachbestattungen in bereits älteren Hügeln. Ähnlich dürfte die Situation bei den Grabhügeln im Meringer Wald bei Reichertsried (Gemeinde Kottgeisering) und bei den Grabhügeln im Spielberger Holz bei Nannhofen sein.
Jüngere Flachgräberfriedhöfe fehlen im Brucker Land bisher vollständig. Bisher sind nur einzelne Gräber bekannt. Hierzu zählt die Sonderbestattung in den oberen Verfüllschichten eines Brunnens aus Gernlinden-Ganghoferstraße. Aus der Nähe stammt ein Grab der Laténezeit mit Waffenbeigabe, das bereits bei einem Hausbau 1990 zutage kam. Eine weitere Sonderbestattung in einem Brunnen fand sich in Germering.
In der Ganghoferstraße in Gernlinden wurden 2004 3 ha Fläche archäologisch untersucht. Dort bot sich ein umfassender Einblick in die Struktur einer mittellatènezeitlichen Siedlung um 300 v. Chr. mit mehr als 67 Häusern. Der Plan zeigt, dass es sich nur um den Ausschnitt einer größeren Siedlung handelt, die überwiegend aus relativ kleinen Bauten bestand und vermutlich durch einen Brand zerstört wurde. Neben den Gebäuden wurden auf der Fläche auch 21 Brunnen gefunden.
Auch die Grabung Germering-Moosschwaige deckte Siedlungsbefunde der Mittel- bis Spätlaténezeit auf. Das Fälldatum der Hölzer eines Brunnens konnte mit Hilfe der Dendrochronologie auf etwa 131 v. Chr. bestimmt werden. Nur etwa 300 m entfernt liegt eine verebnete, durch Luftbilder entdeckte Viereckschanze. Der enge räumliche Bezug von Siedlung und Viereckschanze ist mittlerweile häufig nachgewiesen. Zahlreiche dieser meist quadratischen bis langrechteckigen Anlagen, die mit einem Erdwall und einem vorgelagerten Graben begrenzt waren, sind im Brucker Land bekannt. Ausgehend vom Jexhof-Museum führt ein archäologischer Rund-Wanderweg zu vier Keltenschanzen, darunter eine der am besten erhaltenen in Bayern. Neben diesen, im Gelände noch sichtbaren Anlagen, werden durch die Luftbildarchäologie regelmäßig neue entdeckt. Derzeit wissen wir von insgesamt 17 Viereckschanzen im Brucker Land.
Von einer Eisenproduktion aus Raseneisenerz im Brucker Land ist in der Latènezeit mit hoher Sicherheit auszugehen. Bei Hörbach wurde häufig eisenhaltige Schlacke auf einer Wiese gefunden. Eine Sondagegrabung brachte Reste von Rennöfen zutage. Eine Prospektion auf benachbarten Flächen konnte eine zugehörige Siedlung nachweisen. Auch drei Spitzbarren aus dem Wildmoos bei Jesenwang könnten möglicherweise Produkte der heimischen Roheisen-Verarbeitung sein.

Eisenzeit Barrengruppe

Die drei Doppelspitzbarren aus dem Wildmoos.
Foto: Hajo Dickmann

Um 50-/30 v. Chr. ist die Hochzeit der großen Oppida beendet, bis zum Eintreffen der Römer 15 v. Chr. und dem damit verbundenen Ende der vorrömischen Eisenzeit lassen sich nur noch vereinzelt latènezeitliche Befunde nachweisen. Einige römische Siedlungen lassen sich auf Vorgängersiedlungen aus der Latènezeit zurückführen, da dort, wie in Schöngeising typische latènezeitliche Keramik ausgegraben wurde.