Der Elch im Haspelmoor

Der Elch vom Haspelmoor

In der aktuellen Ausgabe der „Bayerischen Archäologie“ mit Themenschwerpunkt Archäozoologie ist ein interessanter Artikel von Toni Drexler erschienen, gefolgt von einer amüsanten Kolumne, die wir sehr gerne hier veröffentlichen.

Der Elch vom Haspelmoor
Das Haspelmoor, ein Hochmoor im westlichen Landkreis Fürstenfeldbruck, ist immer wieder für Überraschungen gut. Nach der Entdeckung eines mesolithischen Siedlungsplatzes vor 28 Jahren, kam nun wieder ein ungewöhnlicher Fund zu Tage: ein Elchgeweih. Bei einer Begehung entdeckte ein Jagdgehilfe in einer von Wildschweinen aufgewühlten Kuhle, die Schaufel eines Jungelchs. Ich übergab diese zur Beprobung Herrn Dr. Simon Trixl und Frau Dr. Caroline von Nicolai vom Institut für Paleoanatomie der LMU München. Von Herrn Dr. Martinus Fesq-Martin von der Universität Augsburg erhielt ich die Nachricht, dass das Geweih nach einer C14-Analyse vom Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. stammt. Dass sich zu dieser Zeit noch Elche in Voralpenland herumtrieben überraschte nicht nur die Wissenschaftler.

IKEA VOM HASEPLMOOR
Kolumne von Toni Drexler

Dass, das Gebiet um das Haspelmoor seit unvordenklichen Zeiten gerne aufgesucht und begehrt war, weiß man seit längerem. Bereits vor 10 000 Jahren siedelten einige unverwüstliche Jäger und Sammler am damaligen Haspelsee. Später hatten dort einige experimentierfreudige Hobbybauern erste Versuche mit frühen Weizensorten gemacht. Und nun kam heraus, dass der alte Kamprad – der Gründer des IKEA-Konzerns – vor 1500 Jahren am Rand vom Haspelmoor eine Niederlassung errichten wollte. Er schickte einen jungen Wikinger, in landestypischer gelb-blauer Tracht, in das von Römern besiedelte Raetien, dass später mal Bayern heißen sollte.

Mit dabei hatte er seinen jungen Lieblingselch Ingvar. Es war eine perfekt geplante Promotion-Tour um die noch verbliebenen Römer und die unternehmungslustigen Neusiedler mit den neuen Schraubmöbeln aus dem hohen Norden zu beglücken.

Doch Römer waren nicht mehr viele da, jetzt waren da eher rustikale Bajuwaren, Alemannen, Langobarden und andere wilde Gestalten, die alle nicht an gehobenen Wohnkomfort interessiert waren. Sie hatten keine Fußbodenheizungen, Saunen und kuschelige Wohnlandschaften in ihren Häusern.

Das Unternehmen stand unter keinem guten Stern. Und dann kam auch noch eine furchtbare Pandemie dazu, viel schlimmer als das was 1500 Jahre später dort wütete. Es war die Justinianische Pest, die viele Bewohner dahinraffte. Und dann versank auch noch sein Lieblingselch im Morast. Darauf zog er die Reißleine und machte sich wieder auf den Heimweg in den hohen Norden.

Später wurden in dieser Gegend nur noch Räuberbanden, Hobbyarchäologen, Kabarettisten und Kleinkünstler gesichtet.

Erst jetzt 2020 nach Christi Geburt fand man den letzten Überrest dieser Expedition, das Geweih des jungen Elchs Ingvar im Morast des Haspelmoors, das wieder bezeugt, dass schon sehr früh internationale europäische Bezüge zum Haspelmoor bestanden.

 

Der Historische Verein weist darauf hin, dass für den Inhalt der einzelnen Artikel ausschließlich die jeweiligen Autorinnen und Autoren verantwortlich sind. Die Meinungen zu einzelnen Büchern entsprechen nicht unbedingt den Ansichten des Vereins.

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